Veröffentlicht 19. Februar 2020
Marktkommentar Dr. Florian Dillinger, Präsident des Verwaltungsrats der Matador Partners Group
Zugegeben: 2019 war ein Jahr, in dem die Private-Equity-Branche zumindest in der Außendarstellung in ihrer Gesamtheit eher ein durchwachsenes Bild abgab. Der Eindruck entstand vor allem dadurch, dass die Schlagzeilen, in denen große Namen im Zusammenhang mit Private Equity auftauchten, zumeist vom „Scheitern“ bei geplanten Übernahmen handelten. Dass viele große Private-Equity-Häuser wenig erfolgreich dabei waren, zum Beispiel börsennotierte Unternehmen zu akquirieren und von der Börse zu nehmen – die bekanntesten waren Osram und Scout24 –, stellte die vielen positiven Meldungen wie diejenigen über die Aktivitäten des Finanzinvestors KKR (etwa bei Axel Springer) fast ein wenig in den Schatten.
Insgesamt gibt dieses diffuse Bild aber nur bedingt den Zustand der Branche wieder. Denn der ist hervorragend: Selbst wenn das Segment auf den ersten Blick eher als Nische gilt – das Niveau des globalen Private-Equity-Volumens entspricht nur etwa fünf Prozent der Marktkapitalisierung der weltweiten Börsen –, sind die jüngsten Zahlen durchaus beeindruckend: Weltweit konnten im Jahr 2019 für 1.316 Private-Equity-Fonds 595 Mrd. US-Dollar Kapital eingeworben werden.
Dass alternative Anlageklassen auf immer mehr Interesse bei Investoren stoßen – und damit auch Private Equity –, darf angesichts des nach wie vor außergewöhnlichen Zinsumfelds niemanden wirklich überraschen. So bietet diese Assetklasse einige grundsätzliche Vorteile – die nachweislich hohen, stabilen und damit berechenbaren Renditen sind sicherlich der entscheidende. Der etwas genauere Blick abseits des Mainstreams kann aber auch bei Private Equity im Jahr 2020 für eine Extrarendite sorgen.
Selektion ist dabei das Gebot der Stunde. Denn ein expliziter Blick in einzelne Segmente bringt interessante Erkenntnisse. Das betrifft generell den Bereich der sogenannten Private-Equity-Secondaries. Secondaries haben nicht nur mit dem Vorurteil aufgeräumt, dass Private Equity per se stets komplex und intransparent wäre, sondern sie haben auch bewiesen, dass lange Laufzeiten und so genannte „Blind-Pool“-Risiken, also der Kauf von Fonds, von denen man
noch gar nicht weiß, wie sie investieren und sich entwickeln werden, keine zwingende Begleiterscheinung sind.
Bemerkenswert ist vor dem Hintergrund der aktuellsten Zahlen auch noch, dass es durchaus Unterschiede zwischen den regionalen Märkten gibt: Der Kapitalüberhang in den USA ist signifikant größer als in Europa. Und was für unsere Investoren besonders interessant sein dürfte: Es besteht deutlich weniger Kapitalüberhang und weit weniger Zyklik im Small Buyout-Segment – also genau in dem Segment, in dem Matador in den letzten Jahren schwerpunktmäßig investiert hat. Zwar halten die Börsennotiz eines Secondary-Assetmanagers und die damit verbundene Fungibilität den Anbieter ohnehin an, sinnvoll mit eben diesem Kapitalüberhang umzugehen – ein weiterer Vorteil für Investoren –, doch speziell das Small-Buyout-Segment dürften im Jahr 2020 diese Stärke ausspielen können.